Was ist eine Traumafolgestörung?

Ein psychisches Trauma kann die Persönlichkeit eines Menschen schwer verletzen und erschüttern. Ein Trauma ist eine extrem belastende, überwältigende Erfahrung, die in der Regel mit Todesangst und einem Vernichtungsgefühl einhergeht.

Es ist ein Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten.

Traumatische Erfahrungen überfordern die normalen Anpassungs- und Bewältigungsmechanismen eines Menschen und können nicht in den üblichen Erfahrungshintergrund integriert werden.

Traumatische Erfahrungen können sein (u.a.):

  • direkt erlebte Kriegserlebnisse mit persönlicher Gefährdung
  • Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch
  • Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag
  • schwere Verkehrsunfälle
  • Natur-, Brand-, Feuerkatastrophen
  • Politische Haft, Folterung
  • Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung
  • Zeuge von Unfällen und Gewalthandlungen zu sein

Menschen die ein Trauma erleben haben oft heftige Reaktionen und Gefühle.
Dazu zählen:

  • Hilflosigkeit, Gefühl überwältigt zu werden
  • Erstarrung, Ohnmacht
  • Angst, Todesangst
  • Panik
  • Schock
  • Schmerz
  • Heftige affektive und körperliche Reaktionen
  • Innerliches „wegdriften“, dissoziieren
  • Ekel und Schamempfinden

Nicht jeder der ein Trauma erlebt entwickelt eine überdauernde psychische Störung! Abhängig von der Art des Traumas, der persönlichen Vorgeschichte mit ihren Verletzungen, aber auch ihren Ressourcen und Faktoren nach dem Trauma, ist ein Mensch durchaus in der Lage, ein Trauma nachträglich zu verarbeiten.

Wenn dieses nicht gelingt, entwickelt sich eine sogenannte Anpassungsstörung oder  eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Diese können nach einigen Tagen bis einigen Wochen von selbst abklingen. Tun sie das nicht, bleiben die Symptome, oder verstärken sie sich sogar ist eine therapeutische Hilfe notwendig.

Die typischen Symptome einer PTBS sind folgende:

  • Überflutung: Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch intrusive Nachhallerinnerungen (z.B. Flashbacks)
  • Vermeidung: Vermeidung von Situationen, Gedanken, Gefühlen und Gesprächen, die an das Trauma erinnern
  • Übererregung: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Wutausbrüche, Konzentrationsschwierigkeiten, Hypervigilanz und/ oder erhöhte Schreckhaftigkeit, oder die Erinnerung an die belastende Situation ist teilweise oder völlig unmöglich.

Es sind jedoch auch weitere Symptome wie eine erhöhte Ängstlichkeit, depressive oder vielfältige körperliche Symptome möglich.

Geschieht die Traumatisierung sehr früh und/oder vielfach im Leben eines Menschen so kann sich eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Diese ist gekennzeichnet durch eine sehr individuelle Symptomatik und eine große Bandbreite von möglichen Symptomen. Im Vordergrund steht aber zumeist eine starke und tiefgreifende Dissoziation, Neigung zu dissoziativen Zuständen.  Je früher und massiver die Gewalterlebnisse waren, desto mehr kann es als Reaktion zu einer Fragmentierung der gesamten Persönlichkeit kommen. Jedes Fragment der Persönlichkeit steht dabei für einen spezifischen Aspekt des Traumas. Das therapeutische Vorgehen bei einer komplexen PTBS unterscheidet sich deutlich von dem bei einer „einfachen“ PTBS.