Was passiert bei einer Traumatisierung im Gehirn?

CC Chrischan

Die modernen bildgebenden Verfahren der Hirnforschung ermöglichen tiefe Einblicke in das Funktionieren unseres Gehirns. Sprichwörtlich ist es mittlerweile möglich „dem Gehirn beim Denken zu zuschauen“.

Trotzdem sind es nach wie vor nur Modelle und Vorstellungen, wie einzelne Gehirnareale zusammenarbeiten. Erst ansatzweise verstehen wir die Dynamik dieser aktiven und sehr komplexen Prozesse. Dennoch sind diese neuropsychologischen Modelle sehr interessant und bieten wichtige Ansatzpunkte für die angestrebten Veränderungen im Rahmen einer Psychotherapie.

Der aktuelle Stand der Forschung sieht die zentrale Stelle für die Entstehung einer Traumatisierung im sogenannten limbischen System des Gehirns.

Das limbische System spielt eine entscheidende Rolle in der Produktion und Regulation von Emotionen und in der Informationsverarbeitung und –speicherung eines Menschen.

Dieser Teil des Gehirns ist auch dafür zuständig, eine Situation schnell im Sinne von gefährlich oder ungefährlich zu beurteilen und grundlegende Flucht- oder Kampfmuster zu aktivieren. Im Falle einer Traumatisierung ist jedoch beides nicht oder nicht hinreichend möglich: Der betroffene Mensch ist hilflos. Es entsteht ein massiver Stress und eine Überlastung des gesamten Systems.

Der Prozess der Informationsverarbeitungs und –speicherung ist somit während eines Traumas schwer gestört. Daraus resultiert eine isolierte, gesplittete Speicherung der Erinnerung. Die Erinnerung kann nicht in das bestehende Netzwerk unseres gesamten Wissens von der Welt und unserer gesamten Erfahrungen integriert werden.

Sie ist zeitlich und räumlich nicht klar verortet. Daher können äußere Reize, die an das ursprüngliche Trauma erinnern (sogenannte „Trigger“), diese isolierten Gedächtnisfragmente reaktivieren und damit Bilder, Gefühle oder sonstige Wahrnehmungen wie in der traumatischen Situation selbst auslösen. Diese Wahrnehmungen sind dann so intensiv wie zum Zeitpunkt der Traumatisierung. Es geschieht eine „Überflutung“ bzw. es kommt zu einem „Flashback“. So lange das traumatische Material nicht integriert wird, kann es immer wieder zu diesem Phänomen kommen.

Das Alarmsystem des betroffenen Menschen bleibt im Erregungszustand, „das System fährt nicht runter“.

Dieser chronische Stress hat weitere negative Auswirkungen auf einzelne Organe und das Funktionieren unseres Gehirns.